Windenergieanlagen im nördlichen Westerwald

Windkraft lokal: Zahlen und Fakten

Wir möchten an dieser Stelle ganz herzlich allen Mitstreitern, insbesondere Herrn Rolf Schuster, für die zeitintensive Recherche und die Überlassung der Jahresdaten 2010 bis 2013 zu den nachfolgend beschriebenen Anlagen danken!

Ehemalige Anlagen Neunkhausen

In Neunkhausen wurden bereits 1996 vier Windkraftanlagen in unmittelbarer Nachbarschaft zur Ortsbebauung installiert. Mit ihrer für heutige Verhältnisse sehr kleinen Höhe von nur 60 m bis zur Rotorspitze sind sie nicht vergleichbar mit den heutigen Industrieanlagen mit Gesamthöhen von mehr als 200 m.

Anzahl Anlage Inbetriebnahme Gesamthöhe Leistung
4 Fuhrländer FL250 1996 60 m 250 kW

Im Januar 2015 wird mit dem Abbau der Anlagen im Rahmen von Repowering Geschäften angefangen. Im Mai sind alle Anlagentürme abgebaut, die Fundamente verbleiben aber zunächst im Boden. Das Beseitigen gestaltet sich dann zäh und langwierig: Durch massiven Druck von Farbe von Neunkhausen beginnen die Arbeiten dazu überhaupt erst und erst im Frühjahr 2016 wird schließlich auch das letzte Fundament aus dem Boden geholt.

Die alten Anlagen hatten auf ihrer Position Bestandsschutz. An dieser Stelle können allerdings keine neuen Anlagen gebaut werden, da diese dann einen zu kleinen Abstand von nur 300 bis 400 m zur ersten Ortsbebauung aufweisen. In der (gestoppten) 5. Fortschreibung des Flächennutzungsplans der Verbandsgemeinde Bad Marienberg heißt es in der Anlage Begründung und Umweltbericht, Feb. 2014, im Kapitel 2.8.1 unter Neunkhausen dazu:

"Neue Windanlagen müssen aufgrund Ihrer Lärmemission einen deutlich größeren Abstand einhalten."

Die unangenehmen Geräusche aktueller Windenergieanlagen (WEA), wie z.B. die "Schlaggeräusche" beim Passieren eines Rotorflügels am Mast vorbei oder das - von vielen mit einem dauerhaft vorbeifliegenden Flugzeug verglichene Hintergrundgeräusch - sind damit wohl ebenso wenig gemeint, wie die Stellmotor- und Getriebegeräusche diverser Anlagen beim Drehen in Windrichtung. Einen ersten Eindruck von diesen Geräuschen bekommen Sie z.B. hier.

Deshalb lautet unsere Empfehlung: Egal wie Sie zur Windkraft stehen, nehmen Sie sich die Zeit und besuchen Sie einmal einen Windpark mit vielen großen Anlagen, beispielsweise im Soon-Wald oder neuerdings auch am Hartenfelser Kopf bei Hachenburg (Bilder zum Hartenfelser Kopf finden Sie bei uns hier). Bilden Sie sich Ihre eigene Meinung zu Lärm, Landschaftsbild oder nächtlicher Blinkbefeuerung direkt vor Ort und nicht aufgrund von Behauptungen Dritter. Windparks oder auch einzelne WEA werden für Laufzeiten zwischen 20 und 30 Jahren projektiert und beeinflussen damit nicht nur unser Umfeld sondern auch das der nächsten Generation, d.h. unserer Kinder und Enkel!

Speziell für Neunkhausen und einige angrenzende Orte, die mit (älteren) Windrädern werben, noch eine Klarstellung: Wir haben und hatten bisher keinen Windindustriepark, sondern ein paar "Windrädchen". Selbst diese nervten bereits viele im Ort (insbesondere bei Ostwind). Trotzdem sind sie aber keineswegs vergleichbar mit heutigen Industrieparks mit meist mehreren großen Windenergieanlagen. Und lassen Sie sich nicht in die "Irre" führen: Aussagen wie "Neue Windräder drehen aber langsamer, also sind sie leiser" oder ein Verweis, dass sichergestellt ist, das "alle gesetzlichen Vorschriften geprüft und eingehalten werden" dienen vor allem der Ruhigstellung unbequemer Fragesteller. Sie tragen aber aus unserer Sicht nicht wirklich zu Ihrer Aufklärung bei. Gute Politik erkennt man daran, dass auch kritische Fragen und Anregungen aus der Bevölkerung angenommen und ernsthaft berücksichtigt werden!

Wie sah die Vergütung der letzten Jahre für die Einspeisung von Strom aus?

Die Zahlen dazu finden Sie in der nachfolgenden Tabelle. Basis der Abschätzung sind die auf Grundlage des EEG verfügbaren Jahresmeldedaten der 4 bisherigen Anlagen.

Einspeisung und Vergütung (EEG-Jahresmeldung): Neunkhausen
2010 2011 2012 2013
[kWh] [€] [kWh] [€] [kWh] [€] [kWh] [€]
201870 18370 232516 21159 229687 20901 234024 21296
191599 17436 223367 20326 216392 19692 204351 18596
184436 16783 220270 20045 176881 15828 201560 13154
181673 16532 215119 19576 211633 16916 194778 12729
759578 69121 891272 81106 834593 73337 834713 65775

Die Stromproduktion durch die Windräder und damit auch die Vergütungen unterliegen - bedingt durch die nicht vorhersagbaren Windverhältnisse - größeren Schwankungen im erfassten Zeitraum. Vergleicht man die erzeugten Kilowattstunden der 4 Windräder untereinander für die einzelnen Jahre, so sind die Werte allerdings sehr ähnlich (mit leichten Vorteilen für Standort 1 von den dicht beieinander liegenden Standorten). Ein Zeichen dafür, dass die Schwankungen im Ertrag tatsächlich durch unterschiedliche Windverhältnisse und nicht durch Ausfälle und Defekte der Windräder in den einzelnen Jahren hervorgerufen wurden. Der meiste Strom in Neunkhausen wurde demnach 2011 erzeugt. Im letzten Jahr war der Erlös, trotz ähnlicher Stromproduktion dagegen deutlich niedriger als im Jahr davor.

Was ergibt der Vergleich "Marktwert" der Kilowattstunde Strom gegen Vergütung?

Betrachtet man die Summe der erhaltenen Förderung und die erzeugten Kilowattstunden für alle Anlagen pro Jahr, so lässt sich daraus sehr einfach auch wieder die (durchschnittliche) Vergütung pro erzeugter Kilowattstunde Strom und Jahr ausrechnen. Diese kann man dann direkt mit dem obigen Marktwert für die Kilowattstunde an der Börse vergleichen.

Differenz Vergütung / Börsenwert pro Jahr (gerechnet): Neunkhausen
  2010 2011 2012 2013
Summe Vergütung 69121 € 81106 € 73337 € 65775 €
Durchschnittlicher Satz 9,1 Cent/kWh 9,1 Cent/kWh 8,8 Cent/kWh 7,9 Cent/kWh
Summe Börsenwert 34941 € 46346 € 35887 € 31719 €
Börsenwert EEx 4,6 Cent/kWh 5,2 Cent/kWh 4,3 Cent/kWh 3,8 Cent/kWh
Volkswirtschaftlicher Verlust -34180 € -34760 € -37557 € -34223 €

Das Ergebnis zeigt für alle 4 Jahre einen deutlichen Unterschied zwischen der gezahlten Vergütung gemäß EEG Förderung und dem sehr viel geringeren Marktwert für den erzeugten Strom. Bereits die 4 kleinen Windräder von Neunkhausen werden von allen (überwiegend privaten) Stromkunden in Deutschland mit einem Zuschuss um die 35000 € pro Jahr (siehe letzte Zeile der obigen Tabelle) unterstützt! Deutlich zu sehen ist außerdem, dass der Zuschuss durch die Stromverbraucher in den letzten Jahren nicht kleiner geworden ist. Trotz gleichbleibender Stromproduktion und einer deutlich niedrigeren Vergütung für die Kilowattstunde sorgt der gleichzeitig stark gefallene Strompreis an der Börse für zusätzliche Belastungen.

Wie effektiv waren die vorhandenen Anlagen am Standort?

Die 4 Neunkhausener Anlagen hatten zusammen eine installierte Leistung von 1000 kW. Bei 8760 Stunden pro Jahr können damit theoretisch 8.760.000 kWh Strom im Jahr erzeugt werden. Dieser vom Hersteller der Anlage spezifizierte Maximalwert lässt sich nun direkt zu den erzeugten bzw. gemeldeten Kilowattstunden pro Jahr in Beziehung setzen. Daraus wird dann - wie weiter oben beschrieben - der Energieertrag bzw. die am Standort erreichte Auslastung bestimmt. Das Ergebnis für Neunkhausen zeigt die nachfolgende Tabelle.

Anlagenauslastung (gerechnet): Neunkhausen
  2010 2011 2012 2013
Soll Strommenge [kWh] 8760000 8760000 8760000 8760000
Leistung [kW] 1000 1000 1000 1000
Ist Einspeisemenge [kWh] 759578 891272 834593 834713
Volllaststunden [h/a] 760 891 835 835
durchschnittl. Leistung [kW] 87 102 95 95
Auslastung 8,67% 10,17% 9,53% 9,53%

Die Volllaststunden liegen im Schnitt bei nur 830 Stunden/Jahr. Zum Vergleich: Windparks auf dem Meer liegen teilweise bei mehr als 3000 Stunden/Jahr und Anlage.

Die angegebene Strommenge von 8760000 kWh pro Jahr haben die 4 Windräder in der Realität nicht einmal annähernd erreicht. Im besten Jahr 2011 wurden nur knapp 10% dieser Strommenge erzeugt. Die 3 anderen Jahre liegen sogar noch unter diesem 10% Wert!

Das heißt im Klartext: Um die spezifizierte Leistung von 1000 kW am vorhandenen Standort erreichen zu können, hätte man 40 Windräder dieses Anlagentyps aufstellen müssen (mit einer dann allerdings installierten Gesamtleistung von 10000 kW)!

Weitere Anlagen rund um Neunkhausen

Nachfolgend finden Sie die Rechnungen zu den Anlagen rund um Neunkhausen. Für unsere direkten Nachbarorte Langenbach, Oberdreisbach, Norken und Kirburg sind alle (bisherigen) Windräder komplett aufgeführt. Gleiche Anlagentypen wurden allerdings zusammengefasst. Die eingetragenen Zahlen gelten dann jeweils nur für eine Anlage, sind für gleiche Anlagentypen aber (fast) identisch. Evtl. Abweichungen finden sich in den Anmerkungen. Die Gesamthöhe ist die Höhe des Windrades inklusive Rotorspitze am höchsten Punkt. In der Tabelle sind nur die Erträge des letzten ausgewiesenen Jahres 2013 aufgeführt, was für eine Betrachtung der Größenordnung der Stromerzeugung aber ausreichend sein sollte. Die zugehörigen Vergütungen wurden ebenfalls weggelassen.

 

Ort Kennung Anzahl Anlage Inbetriebnahme Gesamthöhe [m]
Norken I 1 Fuhrländer FL100 1993 45
Kirburg II1 2 Fuhrländer FL100 1994 45
III2 2 Fuhrländer FL250 1996 60
IV 1 Fuhrländer FL800 1998 96
Langenbach V1 2 AN Bonus 150W 1991/93 41
VI 1 AN Bonus 600KW/41 1995 71
VII 2 Enercon E40/5.4 1997 85
VIII3 1 Fuhrländer FL 250 1998 60
Weitefeld IX3 1 Nordex N27/150 1993 53
X3 2 Nordex N29/250 1995 54
Friedewald XI 1 Enercon E58 2002 118
1 Anlage vor 2014 stillgelegt
2 Anlage in 2014 stillgelegt
3 Anlage 2015/16 stillgelegt

 

Anlagenauslastung 2013 (gerechnet): Nachbarorte
Ort Kennung Leistung Volllaststunden durch. Leistung Auslastung
[kW] [h/a] [kW] [%]
Norken I 100 693 8 7,9
Kirburg II 100 491 6 5,6
III 250 680 19 7,8
IV 800 1156 106 13,2
Langenbach V 150 818 14 9,3
VI 600 930 64 10,6
VII 500 1395 80 15,9
VIII 250 831 24 9,53
Weitefeld IX 250 955 16 10,9
X 250 955 27 10,9
Friedewald XI 1000 2240 256 25,6
3 Vorjahre ca. 1 % mehr (2013 Mindermenge wg. technischem Defekt)

Im Vergleich dazu sind in der nächsten Tabelle beispielhaft weitere, allesamt deutlich neuere Anlagen von Windparks in der näheren Umgebung aufgeführt. Aufgrund der innerhalb eines Windparks jeweils ähnlichen Ergebnisse von mehreren gleichen Anlagentypen wurde - bis auf die 2 Anlagen in Emmerichenhain - darauf verzichtet, alle Anlagen aufzuführen. Auch hier gelten die eingetragenen Zahlen nur für die dargestellte einzelne Anlage und nicht für den gesamten Windpark. In der Tabelle sind beispielhaft ebenfalls nur die Erträge des letzten Jahres aufgeführt.

Ort Anlage Inbetriebnahme Gesamthöhe [m]
Waigandshain Fuhrländer FL 77/1.5MW 2004 138
Hartenfels Enercon E70/2MW 2006 149
Molzhain/Gebh. Nordex N90/2.3MW 2006 145
Lochum Enercon E82/2MW 2010 1491
Emmerichenhain2 Enercon E82/2MW 2010 1491
Enercon E82/2MW 2010 1491
1 Höhe geschätzt
2 unterschiedliche Quellangaben vorhanden (auch möglich: 1 x E70/2.3MW)

 

Anlagenauslastung 2013 (gerechnet): Nahe Windparkanlagen
Ort Leistung Volllaststunden durch. Leistung Auslastung
[kW] [h/a] [kW] [%]
Waigandshain 1500 1898 325 21,7
Hartenfels 2000 1538 351 17,6
Molzhain/Gebh. 2300 1384 363 15,8
Lochum 2000 1713 391 19,6
Emmerichenhain2 2000 1570 358 17,9
2000 1934 442 22,0
2 unterschiedliche Quellangaben vorhanden (auch möglich: 1 x E70/2.3MW)

Die verschiedenen Ertragswerte sprechen für sich: Sie zeigen sehr anschaulich, wie wenig lohnenswert in unserer Region selbst höher gelegene Standorte, insbesondere im Wald wirklich sind: Gegenüber den anderen Standorten liefert lediglich der Windpark Waigandshain an der Fuchskaute höhere Erträge als der Rest.

Einen Sonderfall stellen die Anlagen von Emmerichenhain bei Rennerod dar. Hier handelt es sich um 2 unmittelbar nebeneinander stehende Anlagentypen, die trotzdem deutlich unterschiedliche Ertragswerte liefern. Eine Anlage erreicht sogar die Größenordnung der Anlagen im Wald an der Fuchskaute. Warum das so ist? Besuchen Sie doch mal Emmerichenhain und suchen Sie beim Verlassen des Ortes in Richtung B54/Siegen rechter Hand nach Windrädern (selbstverständlich nur Beifahrer oder Fußgänger auf dem Weg neben der Staße). Die Anlagen selbst finden Sie dann kurze Zeit später rechts an der Straße, die Standorte mitten im Feld sind einfach zu finden.

Wer das Geschehen nicht nur im Westerwald, sondern bundesweit verfolgen möchte, dem empfehlen wir regelmäßig die Seite 187 des ARD Videotextes (Windertrag Wetter) zu besuchen. Sie finden die Seite auch im Internet unter ARD Teletext. Der Anteil der Windkraft am täglichen Stromverbrauch zeigt von Tag zu Tag sehr unterschiedliche Werte. Achten Sie aber auch auf die in der Grafik angezeigten prozentualen Ertragswerte. Bezogen auf die installierte Leistung zeigen sie deutschlandweit oft Istwerte im nur einstelligen Prozentbereich, während Werte um die 20 bis 25 % eher selten zu sehen sind!

Windkraft ist ein schwer vorhersagbarer Energielieferant und die im Westerwald berechneten niedrigen Ertragswerte gelten offenbar in ähnlicher Art und Weise für viele weitere Gegenden in Deutschland.

In Zukunft wird alles besser?

Befürworter der Windkraft nennen oft das Argument, alte Anlagen seien nicht mehr Stand der Technik. Neue Anlagen würden im Vergleich dazu einen deutlich besseren Ertrag liefern. Insbesondere wenn Anlagen deutlich höher wären, könnten sie aufgrund größerer Windgeschwindigkeiten auch deutlich mehr Strom liefern.

Wie diese Argumente in der Praxis zu bewerten sind, haben hier bereits die Zahlen für verschiedene Standorte der Umgebung, in der auch neuere Anlagen aufgeführt sind, gezeigt. Parallel dazu soll nachfolgend eine Hochrechnung des Ertrags für eine aktuelle Anlage auf Basis der oben ermittelten Zahlen für Neunkhausen durchgeführt werden.

Beispiel neue WEA am geplanten Standort Neunkhäuser Wald

Für die weitere Abschätzung nehmen wir aus der weiter oben gezeigten Tabelle beispielhaft die im Jahre 2012 (überdurchschnittlich) erzeugte Strommenge von 211633 kWh zum Windrad 4 heraus. Die daraus resultierende Volllaststundenzahl liegt bei knapp 850 Stunden pro Jahr.
Unter Berücksichtigung einer Ausfallzeit von 5 % der Jahresstundenzahl ergibt sich eine Erhöhung der Strommenge im Jahr auf knapp 223000 kWh und 890 Volllaststunden im Jahr, bei 10 % sind es ca. 232500 kWh oder eine Volllaststundenzahl von 930 Stunden im Jahr. Die Auslastung liegt dann bei theoretisch maximal 10,6 %.

Windgeschwindigkeit

Mit einer Nabenhöhe von 45 Metern ergibt sich gemäß der ebenfalls weiter oben beschriebenen Abschätzung unter Berücksichtigung der Anlagenkennlinie für die FL 250 Anlage der Fa. Fuhrländer eine mittlere Windgeschwindigkeit von 4,5 m/s. Angenommen wurde dabei eine Rauhigkeitsklasse von 2 (da diese Anlage noch im freien Feld steht und nicht im Wald) und eine Weibull-Verteilung mit k=2.

Übertragen auf eine Nabenhöhe von 140 Metern, wie sie neuere Windräder typischerweise aufweisen, ergibt sich für diese Höhe dann eine berechnete Windgeschwindigkeit von maximal 5,3 bis 5,4 m/s. Eine Berücksichtigung eventueller Stillstandszeiten aufgrund evtl. technischer Defekte der Windräder ergibt dabei keine größeren Änderungen: Selbst eine 10 prozentige Stillstandszeitnführt nur zu einer Erhöhung der mittleren Windgeschwindigkeit um 0,1 m/s auf dann knapp 5,5 m/s.

Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass die geplanten Windenergieflächen nun mitten im Wald und zum Großteil sogar noch in einer Senke liegen, ist die Windgeschwindigkeit dort natürlich gegenüber dem alten Standort von Neunkhausen deutlich niedriger: Mit dem für solche Bedingungen üblichen Abschlag von 0,4 m/s sind dort auf Basis der Berechnungen mittlere Windgeschwindigkeiten von maximal um die 5,0 m/s zu erwarten, unter Berücksichtigung der genannten Ausfallzeiten dann maximal 5,1 m/s.

Ertrag

Mit diesen Werten soll nun ein konkretes Beispiel für eine neuere Anlage mit bekannter Anlagenkennlinie abgeschätzt werden. Hier am Beispiel einer WEA N117/2400 der Fa Nordex (ursprünglich als Anlage im Elkenrother Wald im Gespräch). Laut Herstellerangabe liefert diese - speziell für schwache Windstandorte konzipierte Anlage1 - Erträge mit einem Kapazitätsfaktor (Auslastung) von 40 % an "typischen" Standorten im Binnenland. Dies entspricht 3500 Volllaststunden im Jahr. Werte, die schon vergleichbar sind mit den oben genannten Erträgen von Windparkanlagen im Meer.

Unter Annahme einer Weibull-Verteilung (k=2) und der Anlagenkennlinie2 ergibt sich für eine mittlere Windgeschwindigkeit von 5,0 m/s ein Ertrag von 4541600 kWh/Jahr. Dies entspricht ca. 1900 Volllaststunden im Jahr bzw. einer Auslastung von ca 22 %. Nimmt man als obere Abschätzung die Werte des alten Standortes, d.h. ohne Abzüge für den Standort Wald und Talsenke, so ergibt sich damit dann für eine Geschwindigkeit von 5,4 m/s ein Energieertrag von knapp 5400000 kWh/Jahr. Dies entspricht etwas mehr als 2250 Volllaststunden im Jahr bzw. einer Auslastung von knapp 26 %.

Mit Korrekturfaktor für technisch bedingte Ausfallzeiten ergibt sich sogar ein theoretischer Energieertrag von knapp 5650000 kWh bzw. eine Volllastundenzahl von 2350 Stunden pro Jahr. Für die neue Anlage muss allerdings ebenfalls wieder mit einem 10 prozentiger Ausfall gerechnet werden (viele neuere Anlage haben hier sogar schlechtere Verfügbarkeitszahlen als die meist einfacheren älteren WEAs). Damit liegt der resultierende Energieertrag dann nur noch bei 5100000 kWh oder knapp 2125 Volllaststunden pro Jahr.  Damit liegt das korrigierte Ergebnis am Ende sogar noch unter dem unkorrigierten Wert.

Insgesamt zeigen die Rechnungen erwartete Erträge im Bereich von 5000000 kWh im Jahr bzw. eine Vollaststundenzahl von nur um die 2000 bis maximal 2100 Stunden im Jahr. Die spezifizierten 3500 Vollaststunden pro Jahr für das konkrete Anlagenbeispiel setzen bei uns im nördlichen Westerwald gemäß der obigen Abschätzung mittlere Windgeschwindigkeiten von fast 6,7 m/s voraus. Solche Zahlen können selbst mit den offiziell verfügbaren Quellen zur Windgeschwindigkeit als viel zu hoch ausgeschlossen werden.

Die Hochrechnung auf Basis der vorhandenen Altanlagen zeigt deutlich schlechtere Ergebnisse im Ertrag als die vielen theoretischen Modelle und Vorhersagen. Sie bestätigt allerdings die bisher bekannten Erträge von (neueren) Anlagen der Umgebung.
Selbst eine moderne Schwachwindanlage mit einer Gesamthöhe von 200 Metern liefert bestenfalls nur einen unwesentlich besseren Ertrag als bestehende, deutlich niedrigere Anlagen im nördlichen Westerwald. Unter Berücksichtigung der Standortnachteile Wald und Talsenke bzw. abseits der Bergkuppe für einen Großteil der ausgewählten Flächen ist sogar davon auszugehen, dass der Stromertrag rund um Neunkhausen insgesamt noch deutlich unter dem bestehender niedriger Anlagen liegen wird.

1 Broschüre der Fa. NORDEX, "GENERATION GAMMA, Bewährte Plattform - für vielfältige Standorte weltweit", 2014.
2 "Wind Farm Development in Wallonia", Najoua GHAZALI, Nordex, Master of Science Thesis, KTH School of Industrial Engineering and Management, Division of ETT, SE100 44 Stockholm, 2011.

Wirschaftlichkeit

Fakten..

Kaufmännisch betrachtet, ist die Sache zunächst einfach: Die Einnahmen aus der Stromerzeugung müssen so hoch sein, dass davon alle Kosten, wie der Bau, aber auch Wartung und Instandhaltung sowie aufgenommene Kredite o.ä. zeitnah zurückgezahlt werden können. Gleichzeitig wollen evtl. Anteilseigner natürlich jedes Jahr noch eine Rendite ausgezahlt bzw. Gemeinden an Pachtzahlungen Beteiligung bekommen. Fest steht auch, dass die einzige Einnahmequelle aktuell die Stromerzeugung und zukünftig (vermutlich) nur der Stromverkauf ist. Durch die aktuell garantierten Zuschüsse nach dem EEG Gesetz ist die Einnahmeseite heute noch ohne größeres Risiko für einen Windparkbetreiber garantiert. Im Umkehrschluss bedeutet dies allerdings, dass die Einnahmeseite den Bestimmungen des EEG Gesetzes ohne echten Wettbewerb ausgeliefert ist. Ändert sich das EEG-Gesetz und die damit verbundene Förderung wird z.B. gekürzt, hat diese unmittelbare Auswirkungen auf die Einnahmen.

..und Beispiel

Auch wenn wir an dieser Stelle keine Gesamtkostenbetrachtung mit weiteren Details zur Ausgabenseite durchführen wollen, nachfolgend ein paar Zahlen für eigene Überlegungen zur EEG-Gesetzgebung. Nehmen wir dazu erneut das obige Beispiel Nordex N117/2400 bei 5,0 m/s und nehmen eine (Anfangs-)förderung von (noch) 9 Cent / kWh an:

Das macht dann 4541600 kWh * 9 Cent / kWh = 408740 Euro an Einnahmen im ersten Jahr. Die Differenz zum Marktwert, aktuell 5,2 Cent / kWh zahlt der Stromkunde dazu, d.h. im ersten Jahr bereits ca. 236160 Euro von den 408740 Euro. Bei aktuell 5 geplanten Anlagen im Elkenrother Süden bedeutet das 1,2 Millionen Euro an Subventionszahlungen allein für den dort geplanten Windpark im ersten Jahr. Übliche Pachteinnahmen für Gemeinden und Waldbesitzer gehen von dieser Summe dann noch ab. Sie liegen für 2 MW Anlagen - glaubt man entsprechenden Berichten (siehe z.B. Bericht "Initiativen besuchen Hartenfelser Kopf" vom 21.01.2014 in der Westerwälder Zeitung) - typischerweise in einer Größenordnung zwischen 10000 und maximal 20000 Euro pro Windrad und Jahr: Alle evtl. Schäden oder Beeinträchtigungen der Bevölkerung durch den Betrieb sind damit dann abgegolten! Immer wieder hört man auch deutlich größere Summen, diese gelten dann in der Regel aber auch für deutlich größere Nennleistungen (8 MW).

Ein Windrad dieser Klasse zu errichten kostet ca. 5,2 Millionen Euro. Jeder kann nun selbst ausrechnen, wie die Rendite aussieht, wenn

  • die 9 Cent / kWh wie bisher über mindestens 20 Jahre gezahlt werden
  • ab dem 5. Jahr die Förderung auf z.B. 5 Cent reduziert wird

Vergessen Sie aber nicht die bereits erwähnten Kreditrückzahlungen und eventuelle Wartungs- und Verwaltungskosten!

Ideologien

Von Windkraftbefürwortern werden neben "harten" Zahlen gerne auch finanziell nicht so eindeutig bewertbare, "ideelle" Faktoren ins Spiel gebracht.

So wird über Windenergie gerne als grüne Energie, die den CO2 Ausstoß senkt und unsere begrenzten fossilen Brennstoffe schont, gesprochen. Solchen Argumenten würden wir uns gerne anschließen, leider entsprechen sie aktuell nicht den Tatsachen: Solange konventionelle Kraftwerke und davon die schmutzigsten von ihnen, die Braunkohlekraftwerke - weil am billigsten - im Hintergrund permanent mit (fast) unveränderter Leistung als Reservekraftwerke für plötzlich windstille Zeiten mitlaufen, ist eine solche Aussage schlichtweg verantwortungslos.
Hier kann sich nur dann wirklich etwas ändern, wenn statt immer mehr Windrädern parallel auch wirksame Speichertechnologien für den produzierten Strom zur Verfügung stehen (siehe auch unsere Forderungen).

Über Argumente, wie "Es wird nur minderwertiger Wald abgeholzt" oder "Windräder sind umweltschonend und können ja wieder komplett abgebaut werden", diskutieren wir nicht.
Was ist minderwertiger Wald? Wer in der Schule aufgepasst hat, sollte wissen, was Wald für unsere Umwelt bedeutet, egal ob Nadel- oder Laubwald, Nutzwald oder Schutzzone.
Waldflächen zu schottern oder sogar zu betonieren wäre vor einigen Jahren noch undenkbar gewesen und soll heute tatsächlich "umweltschonend" erfolgen? Was heißt das konkret? Ein paar Tiere mehr oder weniger? Menschen, die Windräder in nächster Nähe ihrer Wohnungen erdulden müssen, weil sonst nicht genug Platz für noch mehr neue Windräder zur Verfügung steht? Da bekommt selbst das Wort Solidarpakt im hohen Westerwald eine ganz neue Bedeutung: Armer Norden!

Wie der so oft beschriebene Abbau von Windrädern aussehen wird, kann man am konkreten Beispiel bei uns im Westerwald bereits sehen: Man sehe sich den "stillgelegten" Windrad/Sendemast in unserer Nachbargemeinde Kirburg an. Wie sieht ein solches Szenario dann erst für die vielen noch geplanten und bereits bestehenden Windräder aus? Für einige wenige Anlagen kann man sich vielleicht sogar noch vorstellen, diese abzureißen und auch die Betonfundamente zumindest teilweise aus dem Boden wieder zu entfernen. Aber für einige tausend Anlagen? Wieviele Jahre soll das dauern bzw. wer wird das bezahlen?

Ein bekannter Unternehmer aus dem Westerwald führt schließlich als letztes Argument für Windkraft gerne die sogenannten "Ewigkeitskosten" fossiler Energieträger an. Gemeint sind damit offenbar die Kosten für die Konservierung bzw. Endlagerung von Atommüll. Dieses Argument ist aus unserer Sicht kompletter Unsinn! Unbestritten ist, dass das Endlagerproblem von Atommüll ungelöst ist und immense Kosten verursachen wird. Weiterhin stimmen wir zu, dass die vorhandene Menge an Atommüll bereits für Generationen genug ist. Aber nicht alle Windkraftgegner sind auch für Atomkraft, auch wir nicht! Werden nicht gerade echte Alternativen wie moderne Gaskraftwerke (mit Kraft-/Wärmekopplung) wegen Windkraftanlagen wieder abgeschaltet?

Aber vor allem: Was hat das mit dem Bau von Windrädern, insbesondere mit einer Wirtschaftlichkeitsbetrachtung zu tun? Können wir uns durch den Bau vieler Windräder von der Entsorgung des bisher aufgelaufenen Atommülls freikaufen? Oder bekommen wir so später sogar leichter entsprechende Zuschüsse für ein Atommüllendlager, weil unsere Landschaft sowieso schon zerstört ist?

Moral und Ethik sind wichtige Themen. Aus weißen Rittern werden aber ganz schnell schwarze Ritter. Und mit geballter Faust und Windrad andere als Feinde der Erde zu bezeichnen, kann auch schnell missverstanden werden. In jedem Fall macht es die Umweltzerstörung unseres Waldes nicht besser und die Argumente der Windkraftgegner nicht schlechter.

Hoffen wir, dass hier nicht fehlende Argumente und konkrete Renditezahlen durch Polemik ersetzt werden! In jedem Fall noch eine wichtige Anmerkung von unserer Seite: Ein "Bürgerwindpark" kann eine windige Angelegenheit werden. Verlassen Sie sich deshalb besser nicht auf geflügelte Worte sondern auf konkrete Fakten und Zahlen!

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